Mein letzter Urlaub liegt mittlerweile schon ein paar Monate zurück, und damals schrieb ich auch über die Entscheidungen zur Streckenplanung, zumindest was die mit der Bahn zurückgelegten Streckenteile anging. Aber der eigentliche Plan war ja gewesen, mit dem Rad zu fahren, und auch dafür wollte eine Route festgelegt werden, damit ich zumindest irgendwann ans Ziel komme.

Als Routenplaner habe ich mich OpenRouteService bedient, das anhand der Daten von OpenStreetMap arbeitet.

OpenRouteService

Hier gibt man Start, Ziel, Wegmarken und das Reisemittel, in meinem Fall das Rad, an und lässt sich eine Reiseroute berechnen. Eigentlich ganz einfach.

Mittlerweile wurde offensichtlich noch einiges an der Seite gearbeitet. Ich hatte damals eine englische Streckenbeschreibung bekommen, aber das ist nichts, was mich gestört hat. Die herauskopierte Streckenbeschreibung enthielt jedoch die Richtungsanweisungen immer doppelt. Warum auch immer? Dies scheint jedoch nicht mehr so zu sein, denn als ich die Route gerade zum Schreiben dieses Textes noch einmal erstellen lies, liess sich dieser Effekt nicht mehr nachvollziehen.

Wohlwissend, dass das ganze ein Experiment sein würde und ich einfach mal schauen würde, was mich da erwarten wird, druckte ich die Wegbeschreibung aus und legte sie in meine Lenkertasche. Der nächste Schritt war die Erstellung einer Kartendatei für mein Garmin Navi-Gerät. Und dann ging es los ins Abenteuer.

Mir war von vorneherein klar, dass die Qualität der Routenplanung mit den in OSM enthaltenen Daten steht und fällt. Und da ich auf meiner Strecke doch einige recht ländlichen Gegenden durchqueren würde, war hier durchaus mit schwankenden Ergebnissen zu rechnen. Das war mit teilweise schon beim Erstellen der einzelnen Kartenteile aufgefallen. Da OSM darauf angewiesen ist, dass schon einmal jemand einen Weg abgelaufen ist und ihn getrackt und dann auch gemappt hat, weist das Kartenwerk hier und da immer mal Löcher auf. Aber das verbessert sich täglich und die Karten werden immer besser. Aus diesem Grunde ist es auch um so ärgerlicher, dass ich auf meiner Reise die Zeitstempel in den Tracklogs verloren habe und sie somit für OSM nicht verwendbar waren. Vom Mappingstandpunkt aus gesehen war die Reise somit umsonst.

Beim Fahren habe ich mich also durchaus nicht immer an die Richtungsanweisungen gehalten, sondern bin manchmal, sofern vorhanden, den offensichtlichen Radwegen, einem ausgeschilderten Reiseweg oder einer Beschilderung gefolgt. Der Plan wäre dann gewesen, diese Wege der OSM hinzuzufügen, aber das geht ja aus erwähnten Gründen leider nicht.

Das viel größere Problem an meiner Reise war jedoch die Streckenbeschreibung, die ich mir aus OpenRouteService herauskopiert hatte. Ich versuche anhand ein paar Ausschnitte dies zu erklären:

Streckenbeschreibung

In diesen Anweisungen kann nur das stehen, was derjenige, der die Daten in OSM eingepflegt hat, auch eingegeben hat, und das ist manchmal nicht genug und manchmal sogar falsch. In diesem Bild sieht man, dass viele Straßen einfach nur anhand ihrer Nummern gelistet sind. Ich musste beim fahren also nicht nur auf Straßennamenschilder achten, sondern auch am Straßenrand auf die Nummerierung der Straßen achten. Diese Nummerierung ist oftmals genauer und steht glücklicherweise auch direkt an Kreuzungen, aber manchmal eben auch erst irgendwann nach ein paar Hundert Metern. In Ortschaften, vor allem in kleinen Dörfern, waren zwar oft die Straßennamen angegeben, die Straßenschilder dazu waren aber nicht immer so leicht zu finden. Und letzten Endes gibt es leider auch falsche Daten, so z.B. eine Straße, die im Verlauf die Bezeichnung wechselt, was vom Mapper aber nicht übertragen, oder anstatt beim eigentlichen Wechsel auf halber Strecke bis zur nächsten Kreuzung falsch gemappt wurde.

Ich muss sagen, dass ich meine Strecke mehr als einmal verloren habe. Mal lag es an der fehlenden Beschilderung, manchmal auch an mir selber, weil ich einfach Schilder übersehen habe. In diesen Momenten half dann aber eigentlich immer mein Garmin, auf dem ich dann herausgezoomt, in Zielrichtung weitergescrollt und dann nach bekannten Bezeichnungen, die auf der Streckenplanung noch vor mir lagen, gesucht habe. Wenn ich die Strecke erst einmal wiedergefunden hatte, dann konnte ich von dort zum Standpunkte zurückverfolgen und habe dann die Strecke irgendwie wiedergefunden.

Wenn man nicht wirklich auf eine 100% korrekte Zielführung angewiesen ist, und das war in meinem “der Weg ist das Ziel”-Fall ja so, dann kann man mit der OSM/OSR-Routenführung wirklich gut vorankommen. Ein bisschen Gespühr für Navigation, ein wenig Abenteuerlust und manchmal einfach ins blaue geradeaus fahren, und irgendwann kommt man dann schon an. Spannend war das Experiment allemal, auch wenn das häufige Verlieren der Route hin und wieder genervt hat. Dafür hat das Wiederfinden derselben dann um so mehr Spass gemacht.

An einem Beispiel will ich im Nachhinein noch klar machen, wie es durch das mappen in Openstreetmap zu irreführenden oder unnötig komplizierten Streckenbeschreibungen kommt:

OpenStreetMap Editor

Die blau und die rot markierte Straße sind beide mit “L 2079” benannt, aber dennoch getrennt. Ich habe versucht, die beiden Straßen im OSM-Editor zu einer Straße zusammenzufügen, dies gelang mir jedoch nicht, weil die beiden Straßen laut Fehlermeldung “keinen gemeinsamen Punkt besitzen”. Hier hat der Mapper einen Fehler gemacht und nicht die Straßenführung fortgesetzt, sondern auf den Endpunkt der einen Straße den Startpunkt der nächsten Straße gesetzt. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies beim Routing Probleme macht. In grün markiert ist die einmündende Straße. Diese möchte ich nur am Rande als Beispiel für einen Effekt nehmen, der mir aufgefallen ist — es muss nicht unbedingt an dieser Kreuzung aufgetreten sein. Ich nämlich hatte durchaus eine Streckenführung, die mich eine Straße entlang führte, dann 20 Meter eine zweite Straße, und danach wieder auf der ersten weiter. Dies waren meistens einmündende Straßen, die für die Streckenführung vollkommen nebensächlich sind. Für die Routingsoftware erscheinen sie jedoch als ein Streckenbestandteil, auf dem die Strecke ihren Namen wechselt, und sei es auch für noch so eine kurze Strecke, und darum wird dies als vermeintliche Änderung der Streckenführung aufgelistet. Das ist jedoch nichts anderes als Rauschen und vertopft die Strecke nur. Hier aber zu entscheiden, wann es sich um solche eine Situation oder um eine tatsächlich anders lautende Straße handelt, dürfte nur recht schwierig automatisierbar sein.