Ende letzten Jahres hatte ich etwas gepokert und darauf gesetzt, dass es ein milder Winter werden würde. Soweit hat sich das auch bewahrheitet, aber ich hatte irgendwann doch noch neue Decken aufziehen müssen, konsequenterweise und weil ich sie auf Lager hatte, wieder Schwalbe Pro One. Nach dem Aufziehen der neuen wobbelte es immer ein kleines wenig, und irgendwann Ende letzter Woche wurde mir das endgültig zuviel: die Entscheidung war getroffen - neue aufziehen!

Beim in den Keller tragen der beiden Vorderräder fing der eine mitten auf der Lauffläche an Luft auszupüstern, was für mich der Anlaß war, ein Geburtstagsgeschenk auszuprobieren. Nach den gemachten Erfahrungen velrinke ich das Proddukt nicht - es waren eine Art Gabel und Gummiwürstchen, die man durch eine Perforation hindurchstopft und das Loch damit verschließt. Das hat so gut funktioniert, dass ich den Reifen danach einfach entsorgt habe, das Loch war nun noch größer und nicht mehr flickbar.

Die beiden Pro One von den Felgen zu bekommen war anstrengend, ähnlich anstrengend, wie es letzten Sommer oder Herbst auch beim Aufziehen war. So anstrengend, dass das hier das Ergebnis war:

zwei zerstörte Reifenaufziehilfen

Das obere ist ein sogenannter Tyre Glider, eine neuartige Montagehilfe zum Reifen aufziehen, das untere eine herkömmliche Lösung, die man hier und da bei Flickzeug mitbekommt. Zuerst brach der untere ab, und kurz darauf auch bei dem oberen das kleine Teil heraus, mit dem man den Glider über den Felgenrand schiebt. Die Decke saß dermaßen stramm auf der Felge, dass ich mehrfach von rachts nach links und wieder zurück arbeiten musste, bis ich das verdammte Teil endlich von der Felge hatte. Und der neue wear auch nicht viel besser, was nicht weiter verwunderlich war, da ich beide gleichzeitiog gekauft hatte und sie somit vermutlich aus der selben Charge kamen.

Der Vorteil von solch strammen tubeless-Reifen ist, dass sie so tief in der Felge gleich schon dicht auf dem Felgenband sitzen und sich somit auch ohne Booster ganz normal mit einer Luftpumpe aufpumpen lassen, auf 10 bar, damit es auch in die Wulst springt. Nach dem Aufpumpen habe ich mir den Verlauf der Nähte auf den beiden neuen Decken angeschaut und alles sah gut aus.

Montag Morgen kam dann das Erwachen: es wobbelte. Nein, es wobbelte nicht nur, es rumpelte geradezu!

ein Schwalbe Pro One, der nicht gleichmässig aufgezogen ist und am einen Rand mehr Abstand als am anderen hat

Wie man hier sieht, ist der Schriftzug auf einer Seite sehr viel näher an der Felgenscheibe als auf der anderen Seite. So ein unruhiges Laufverhalten hatte ich sonst nur bei einem Felgenschlag erlebt. Nun, ich habe es zur Arbeit und auch wieder zurück geschafft, und weil ich keine Lust hatte, mich den zweiten Abend in Folge mit den Reifen zu beschäftigen, habe ich beschlossen, mich mit den hydraulischen Scheibenbremsen meines Wolf & Wolf AT1-E zu beschäftigen. Das ging erstaunlich schnell, unten neues Öl einspritzen, bis es oben nicht mehr blubbert. Das Ergebnis war überzeugend, danach hatte die Bremse wieder Druck, was sie davor nichtgehabt hatte.

Heute morgen ging es also, nach mehr als einem Jahr endlich mal wieder, mit dem Wolf zur Arbeit. So gut sich ein Velomobil auch fährt, eine Liege hat einfach auch ihren Reiz. Bis es dann nach getaner Arbeit wieder nach Hause gehen sollte. Relativ bald merkte ich schon, dass die Bremse schon wieder nicht mehr so viel Druck wie noch am Abend zuvor hatte, und kurz vor zuhause konnte ich die Bremse bis zum Anschlag durchziehen, ohne dass es Bremswirkung zeigte. Da hatte wirklich nichts, aber auch gar nichts passieren dürfen! Ich bin gut und wohlbehalten zu Hause angekommen, immerhin.

Meine Laune war dementsprechend, einmal wegen der potentiell lebensbedrohlichen Bremse, und zweitens, weil ich mich nun also doch wieder mit den Reifen beschäftigen UND für eine neue Lösung wegen der Wolf-Bremsen suchen musste.

Das eine Vorderrad blieb überraschenderweise auch nach Ablassen des Drucks auf beiden Seiten in der Wulst und ich musste die Decke manuell rausdrücken. Danach konnte ich mit einer Spritze und Gummikanüle sehr einfach die Milch unter den Deckenrand ins Reifeninnere einfüllen und im Anschluß wieder aufpumpen, nicht ohne die Felge vorher mit etwas Aufziehhilfe einschmiert zu haben. Das half auch zum Erfolg, und bei 10 bar war die Naht rundherum gleichmässig zu sehen.

Beim zweiten Vorderrad löste sich die Decke bereits beim Druck ablassen aus der Wulst, erst auf der einen Seite, und dann auch, kurz nach dem Milch einfüllen, auch auf der anderen Seite. Glücklicherweise kam es zu keiner Sauerei und alle Milch ist drinnen geblieben. Das Aufpumpen ging wieder, wie schon zwei Tage zuvor, ohne Booster nur mit normaler Stehpumpe problemlos, aber dieser war bei 10 bar immer noch oval aufgezogen, saß also auf einer Seite noch nicht in der Wulst. Ein paar Hübe später, bei 11 bar, zuckte es kurz und die Decke rutschte nach aussen in die Wulst. Jetzt muss er nur noch den Druck halten.

Blieb nur noch die Sache mit der Bremse… Eigentlich hatte ich von hydraulischen Bremsen erstmal den Hals voll und wollte nun wieder eine mechanische Bremse haben. Ein Bekannter und erfahrener Bastler aus der Szene hat mir dann aber nochmals gut zugeredet, und so gebe ich den hydraulischen Bremsen doch nochmals eine Chance. Ich habe also eine Bestellung getätigt - ein Set aus zwei Bremshebeln und zwei Bremssätteln für vorne und hinten, zwei Adapter, zwei Bremsscheiben - aber diesmal nicht von Shimano, sondern Magura MT5. Das sollte Ende dieser oder Anfang nächster Woche ankommen, und bis dahin habe ich auch wieder Lust zu schrauben. Aber für diese Woche ist es erstmal wieder genug.