Auf meiner letzten Fahrradtour habe ich eine kleine Entdeckung in deutscher Geschichte gemacht. Auf dem Weg mit Ziel nach Leipzig war ich kurz hinter Querfurt auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit, einem ruhigen Ort, an dem ich mein Zelt aufschlagen konnte. So kam ich dann an einem kleinen Wäldchen vorbei, in den ein kleiner Weg hineinführte. Ein wenig illegal abgelagerter Müll, eine paar Betonplatten, wie man sie in dieser Gegend so oft anstatt einer Strassenasphaltierung findet, und ein relativ neu gekieselter Weg weiter in das Gehölz hinein. Ich bin also weitergefahren und sah auf einmal, knapp hinter der Abzweigung des Weges, einen Gedenkstein, Kerzen und einen abgelegten Kranz. So stiess ich auf eine Gedenktafel für das Arbeitslager Schafstädt (der auf dem Zeitungsartikel abgebildete Stein ist der in Zöschen, nicht der in dem Gehölz bei Schafstädt), in dem um 1944 am dort existierenden Flugfeld 200 Hölländer, Russen und Gefangene anderer Nationen hatten arbeiten müssen. Ein paar Pfeiler und eine weitere Tafel mit einem Lageplan des ehemaligen Lagers gab es noch, und hie und da dürfte sicherlich noch etwas im Unterholz verborgen sein — z.B. ein Metallventil stakte irgendwo abseits aus dem Boden. Was mich wunderte, war die Tatsache, dass diese Gedenkstelle so ganz und gar versteckt war. Ich bin es aus der Gegend um Leipzig durchaus gewohnt. überall auf Hinweistafeln zu Soldatenfriedhöfen aus dem 30-jährigem Krieg zu stossen, und auch sonst wird auf KZ-Gedenkstellen eher hingewiesen. Hier aber fehlte jeglicher Hinweis und meine Entdeckung war rein zufällig. Wäre ich nicht von der Straße abgebogen, hätte ich den Ort nie gefunden. Ich habe dann aber doch davon abgesehen, dort mein Zelt aufzuschlagen.
(Link zur Gedenkstätte auf Google Maps und zur Geschichtswerkstatt Merseburg)