Gestern sind wir über den Frankfurt Hauptfriedhof gegangen, den Gruftenweg entlang, zwischen alten und neuen Gräbern hindurch, mal links abbiegen, mal rechts abbiegen und mal geradeaus gehen. Für mich ist das immer sehr entspannened. Ein Friedhof ist ein wenig wie ein Park, nur dichter bepflanzt, und weniger Leute, die man trifft.

Als aufmerksamer Beobachter fallen mir sofort viele Dinge auf. Auf manchen alten Grabsteinen sind rote oder grüne Aufkleber, “Achtung, Umsturzgefahr!“, auf anderen wieder Aufkleber wie “Nutzungsdauer abgelaufen, bitte bei der Verwaltung melden!“. Manchmal auch als Steckschild, so wie dieses hier:

Friedhofsspaziergang

Manche Gräber zieren kleine Steckschilder, manche mit Zeichen, manche rot, andere grün oder gelb. Hinter die Bedeutung dieser Schilder zu kommen war einfach – an ihnen können die unterschiedlichen Grabpflegeunternehmen erkennen, welches Grab von ihnen gepflegt werden soll, und welches Pflegeprogramm von den Angehörigen gekauft wurde.

Interessant sind auch immer die Geschichten, die einem Grabsteine erzählen. Manchmal sind es einfach nur lustige Namen, oder Namen, die man kennt. Ob die wohl miteinander verwandt sind? Berühmte Personen findet man auch manchmal. Wissenschaftler, Adlige, oder auch mal jemand, von dem man in der Presse gelesen hat. Familiengräber, die nahezu mit Kreuzen vollgestellt sind. Und vier Meter weiter das nächste Familiengrab, wieder die selben Namen wie gerade auf dem letzten. Ein paar Namen scheinen nicht dazu zu passen, vielleicht sind sie angeheiratet? Man kann es nur vermuten, wird dann aber vom nächsten Familiengrab bestätigt, das viele Kreuze des gerade eben eingeheirateten Namens trägt. Teilweise scheinen es mehrere Generationen zu sein, Geschwister, vielleicht auch zweite Lebenspartner. Man kann nur raten. Interessant war ein Grabstein, der vier Namen auf der Rückseite hatte. Also ging ich um den Grabstein herum und sah dort drei weitere Namen, die selbe Familie – der Grabstein war einfach umgedreht worden, nachdem die eine Seite voll gewesen war. Warum auch nicht?

Der Grabstein meiner Urgroßmutter lag, nachdem ihr Grab geräumt worden war, lange bei uns im Garten, am Rande des Gartenteiches, und eine von meiner Mutter selbstgetöpferte Kröte, die aus einem Schlauch Wasser spie, sass darauf. Jetzt steht der Stein wieder auf dem Dorffriedhof, am Grab meines Vaters. Und wenn man um das Grab herumgeht, dann sieht man die kleinen Löcher, mit denen die Buchstaben des Namens meiner Urgroßmutter befestigt waren. Irgendwie ein Erbstück.

Dann läuft man weiter, immer wieder raschelt es im Gebüsch, wenn Vögel im Unterholz nach Nistmaterial suchen. Oder ein Eichhörnchen, das umherspringt. Ich gehe gerne über Friedhöfe.